Magazine Review

Spiel mit Kraft und Wesensart der Farben

June 2018 – Maria Herlo

Orangerie - Unter dem Motto „Beyond the visible“ eröffnet der Kunstverein seine große Frühjahrsausstellung / Gemälde des Künstlers Ralph Gelbert zu sehen

Die Leinwände sind meist groß und blenden fast in ihrer Farbigkeit vor dem hellen Hintergrund. Für die abstrakten, in den Raum hineinragenden Gemälde Ralph Gelberts erscheinen die Wände der Orangerie wie geschaffen, denn hier kommt deren wuchtige Farbkraft so richtig zur Geltung.

Der Kontrast zum historischen Ambiente hier könnte reizvoller nicht sein. Und wie in einer Spiegelung fällt der Blick durch die Fenster auf die frühlingshaft bunten Blumenrabatte im Park, die eine faszinierende Verschmelzung mit den in der Orangerie ausgestellten Bildern eingehen. Zur Ausstellung, die der Kunstverein unter dem Titel „Beyond the visible“ (Jenseits des Sichtbaren) dort eröffnete, kamen folglich ganz viele Gäste, darunter Mitglieder des Kunstvereins, etliche bekannte Gesichter der Stadt wie der Oberbürgermeister Dr. René Pöltl, die Gemeinderäte Christiane Menges und Herbert Nerz sowie die ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Rosa Grünstein.

Spiel mit Kraft und Wesensart der Farben

Bei Bernd Junker, dem zweiten Vorsitzenden des Kunstvereins, ist die Freude dementsprechend groß. „Obwohl heute in Mannheim die Kunsthalle eröffnet wird, haben Sie eine gute Wahl getroffen, zu uns nach Schwetzingen zu kommen“, sagte er in seiner Begrüßung, „denn auch wir haben Ihnen heute etwas Besonderes zu bieten.“ Und Junker betonte die Bedeutung des in der Region bekannten und äußerst erfolgreichen Künstlers Gelbert, der ein Kind des globalen Zeitalters ist. Der Bogen seiner Lebensstationen spannt sich von Neustadt an der Weinstraße, wo er lebt und arbeitet, über Italien, Spanien, Irland, Israel bis hin nach Afrika, Brasilien, Nordamerika oder Kanada und wieder zurück in seine Heimat. Zurzeit lehrt er an der Kunstakademie Bad Reichenhall und an der Fachhochschule Kaiserslautern. Bevor Kurator Dietmar Schuth in die Ausstellung einführte, begrüßte OB Dr. René Pöltl die Gäste und den anwesenden Künstler, der nicht weit weg wohne „von unserer Partnerstadt Wachenheim an der Weinstraße, mit der wir eben das 65-jährige Jubiläum begangen haben“. Er gratulierte dem Kunstverein für das Zustandekommen dieser besonderen Präsentation von Gemälden eines Lokalmatadoren, der gleichzeitig internationale Ausstrahlung habe. „Als Stadt freut es uns, dass Sie Herr Schuth diese Schau kuratiert haben, und jetzt, nahtlos an die Festspielzeit anknüpfend, die Räume hier weiterhin mit Kunst füllen.“ Die Werke Ralph Gelberts geben Anlass, sich Gedanken zu machen, was dahinter stecke, so Pöltl, und er zitierte Christoph Schlingensief mit einem Satz, der wunderbar zu den Arbeiten des Malers Gelbert passe: „Kunst wird erst dann interessant, wenn wir vor irgend etwas stehen, das wir nicht gleich restlos erklären können.“

Namen als Assoziationshilfen

In seiner Einführung in die Bilderwelt des Künstlers eröffnete Kunsthistoriker Dr. Dietmar Schuth Zusammenhänge, die den meisten der Betrachter so nicht aufgefallen wären. Die Leidenschaft Gelberts für Farben sieht man den Arbeiten an, meinte Schuth, der Künstler verstehe ihre Kraft und Wesensart wie kein anderer. Sie decken Dinge auf, die jenseits des Offensichtlichen liegen. Gelbert bevorzuge leuchtende Ölfarben, trage sie in Schichten direkt auf die Leinwand auf und lasse Zufallsstrukturen entstehen. Doch gibt er diese nicht dem Chaos preis. Obwohl sie stark eruptiv sind, haben sie eine Mitte, eine Symmetrie, erläuterte Schuth. Die Arbeiten sind ästhetisch sehr ansprechend, wirken trotzdem nicht oberflächlich, „es sind zutiefst empfundene Gefühlslandschaften, die sich hier vehement entfesseln“. Dabei inspirierten den Maler Auslandreisen, aber auch heimatliche Gegenden wie in „Altrheinlandschaft“, „Rheingold“ oder „Hortus Palatinus II“, wo der Bezug zum Schlossgarten deutlich wird. Ganz so abstrakt sind die Gemälde auch wieder nicht, betonte Schuth, sie haben einen Titel, die dem Betrachter gewisse Assoziationshilfen geben, seiner Vorstellungskraft jedoch viel Raum lassen.

Anschließend gab es Gelegenheit, mit einem Glas Sekt oder Wein in der Hand durch die von Kurator Dietmar Schuth konzipierte Schau zu flanieren und sich an diesem Fest der Farben zu erfreuen.

Spiel mit Kraft und Wesensart der Farben

Dr. Dietmar Schuth (v. l.), Bernd Junker, Künstler Ralph Gelbert und Oberbürgermeister Dr. René Pöltl vor dem Werk „Wetterleuchten“. © Lenhardt